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Theoriesitzung IV (25.5. 2003) |
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"Ich mag langweilige Sachen. Es gefällt mir, wenn etwas immer wieder genau das gleiche ist ... Je öfter man nämlich genau dasselbe sieht, desto mehr verschwindet die Bedeutung, und desto besser und leerer fühlt man sich."
Warhol ist der grösste dadaist unter den amerikanischen künstlern, der wohl ohne zu zögern des ober-dada Baaders definition, dada sei die amerikanische form des buddhismus, unterschrieben hätte.
Im obigen zitat finden sich zwei momente der langeweile; einmal, banal, ihr dingcharakter: langweilig ist dieses oder jenes, - in seiner subjektiven anschauung, weswegen es bei trudi.sozial auch nichts explizit langweilig gemeintes gibt, also langweilige musik oder langweilige getränke. Denn was dem einen langweilig vorkommt, kann der anderen höchst spannend sein.
Das andere moment ist die differenzlosigkeit. Das immer gleiche lässt alle unterschiede verschwinden, in einem grauen einerlei versinken, nivelliert die bedeutung (Frege hätte hier allerdings "sinn" eingesetzt), so dass dann tatsächlich leere eintritt. Leere bezeichnet als abwesenheit eine fehlstelle, die in ermangelung des fehlenden, nur noch als solche bemerkt werden kann. Wahrhol geht darin nicht weiter, aber es ist naheliegend zu vermuten, dass er eben genau diese leere positiv wertet, als ein sein (in der form-losigkeit eine negativ-form), das zur meditation einlädt. Wäre der gegenstand der meditation das eigene ich, so wäre das im falle Warhols allerdings paradox, denn Warhol hat sich nie als ein ich gesehn, eher als ein nichts: "Ich sehe gern in spiegel. Ein kritiker hat auch gesagt, ich wäre ein spiegel. Aber was ergibt sich, wenn ein spiegel in einen spiegel schaut...?"
Warhols 'all is pretty' ist die radikalste absage an jegliche form des kritizismus, eine ungeheuere einverständniserklärung mit den dingen und dem zustand der welt, ein grenzenloses geltenlassen und zusichselbstkommen des ganzen und ungeteilten.
Im 'all is pretty' kulminiert die differenzlosigkeit zu einem exstatischen glücksgefühl, das an Nietzsches wiederkehr des gleichen anklingt.
Alles ist gleich grossartig, weil gleich langweilig, weil und zu gleich schön. Das schöne ist hier nicht gleichbedeutend mit dem guten, weil auf dem boden der unterscheidungslosigkeit schon jenseits von gut und böse angesiedelt. Sisyphos war auch und gerade in der hölle glücklich.
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